[neuer Kernel] Linux-Kernel 3.16

  • Linux-Initiator Linus Torvalds hat Version 3.16 des Linux-Kernels freigegeben. Wie zumeist in den letzten Versionen sind die Änderungen sehr umfangreich und über alle Bereiche des Kernels verteilt.


    Weniger als zwei Monate nach Linux 3.15 ist nun Linux 3.16 fertiggestellt. Die Entwicklungszeit war außerordentlich kurz, was an zwei Faktoren lag. Erstens hatte Linus Torvalds eine Änderung des Entwicklungszyklus erprobt, bei der er mit der Integration von Änderungen für den übernächsten Kernel bereits begann, bevor der nächste veröffentlicht war. Dadurch konnte die erste Testversion von Linux 3.16 bereits eine Woche nach Linux 3.15 erscheinen. Zweitens waren nur sieben Veröffentlichungskandidaten nötig, um den Kernel ausreichend fehlerfrei zu machen. Künftig will Torvalds aber wieder auf die Überlappung der Integrationsphase mit der Testphase verzichten und nur dann auf sie zurückzugreifen, wenn es aus Termingründen sinnvoll ist.


    Trotzdem ist Linux 3.16 mit über 11.300 Änderungen gegenüber der Vorversion die drittproduktivste Version bisher. Die Änderungen sind wie fast immer zu zwei Dritteln in den Treibern zu finden. Vom Rest macht die Hälfte architekturspezifische Änderungen aus, wobei die ARM-Architektur dominiert. Ein großer Teil dieser Änderungen waren Device Tree-Dateien, in denen die Hardware von Ein-Chip-Systemen, die nicht automatisch erkannt werden kann, beschrieben wird. Diese Änderungen kommen daher, dass der Kernel mehrere neue ARM-Chips unterstützt.


    Xen auf ARM-Systemen unterstützt jetzt Suspend und Resume. Die ARM-Chips Marvell Armada 375 and 38x können nun in SMP-Konfigurationen genutzt werden, und SMP für den Allwinner A31 wurde überarbeitet. Ferner unterstützt ARM jetzt das Suspendieren auf eine Festplatte und bessere Stacktraces. Die virtuelle Plattform Goldfish gibt es jetzt in einer 64 Bit-Variante.


    Der Block-Treiber wird in Linux 3.16 erstmals vollständig mit mehreren parallelen Warteschlangen arbeiten können und dabei mindestens so schnell sein wie zuvor. Der SCSI-Treiber soll mit ähnlichen Änderungen in der nächsten Version kommen. Der vielleicht erste Treiber, der mehrere Warteschlangen nutzt, ist der PCIe-Treiber für Micron Flash-Geräte.


    Control Groups konnten bisher in mehreren parallelen Hierarchien angelegt werden. Das war nach Meinung der Kernel-Entwickler unnötig kompliziert und wurde auf eine einzige Hierarchie reduziert. Loopback-NFS-Mounts sollen jetzt zuverlässig funktionieren. Außerdem können ACLs auf NFS jetzt größer als 4 KB werden und die Funktion readdir von NFS kann die Daten in größeren Blöcken als 4 KB zurückliefern, was die Geschwindigkeit deutlich steigern sollte.


    16 Bit Stack-Segmente auf x86_64 sind nun wieder erlaubt, nachdem eine Sicherheitslücke korrigiert wurde, aufgrund derer die Option in Linux 3.15 nur durch explizite Auswahl in der Kernel-Konfiguration aktiviert werden konnte. Die Lücke hätte es Angreifern ermöglicht, bestimmte Speicherbereiche auszulesen, auf die sie keinen Zugriff haben sollten.


    Die Secure Computing (seccomp)-BPF-Filter werden nun mit dem Just-in-Time-Compiler präpariert. TCP Fast Open ist jetzt auch bei IPv6 möglich. Die virtuellen Netzwerkschnittstellen für Xen unterstützen nun mehrere Warteschlangen, was ihre Leistung deutlich verbessern soll.


    Die serielle Konsole zum Debuggen der Startphase des Kernels ist nun generisch für alle Plattformen verfügbar. KVM auf der s390-Architektur wurde optimiert und unterstützt jetzt Migration und GDB. Auf der POWER8-Architektur dagegen erhielt es Unterstützung für Little Endian, auf der MIPS-Architektur unter anderem virtualisierte Timer. Unter x86 können jetzt Xen-Gastsysteme vollständig virtualisiert laufen und dabei selbst wieder Xen-Hypervisor mit eigenen Gastsystemen sein.


    Darüber hinaus wurden zahlreiche Treiber aktualisiert, erweitert oder kamen neu hinzu. Eine Liste aller Änderungen kann man dem Git-Repositorium entnehmen. Die Seite Kernelnewbies.org wird in Kürze eine übersichtliche Zusammenfassung der Änderungen veröffentlichen. Die aktuelle Version von Linux kann von kernel.org und zahlreichen Spiegel-Servern in Form von Patches oder tar-Paketen heruntergeladen werden.


    Quelle: Pro-Linux

    Gruess Suse-Newbie

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