The Bastard Operator from Hell # Teil 4

  • Es ist Donnerstag und ich bin guter Laune. Es ist Zahltag. Ich denke, ein paar Anrufe koennen nicht schaden. Also lege ich den Hoerer zurueck auf die Gabel. Es laeutet.


    "Seit Stunden versuche ich Sie zu erreichen!" schreit eine Stimme am anderen Ende.


    "Nanana, STUNDEN koennen's gar nicht gewesen sein", sage ich, waehrend ich 'Blade Runner' ins Cover zurueck stecke und mir die Rueckseite anschaue.


    "Allenfalls 114 Minuten. Ich hatte einen langen Chat mit dem grossen Boss. Versuchte, bessere Technik fuer unsere Benutzer herauszuschlagen." Eins, zwei, drei ...


    "Oh, tut mir leid."


    "Macht nix. Ich bin nicht nachtragend."


    Ich nehme mir vor, sein Passwort in den naechsten Tagen etwas abzuaendern, in etwas, worauf er nicht so schnell kommen duerfte.


    "Aehm, ich weiss nicht, wie ich ein File umbennen kann", sagt er. Oh, Gott... Moment, es ist ja Zahltag, nicht? Also bin ich guter Laune.


    "Aber klar. Tippen Sie nur 'rm' und den Filenamen."


    "Vielen Dank."


    "Keine Ursache." (Jetzt bin WIRKLICH guter Laune. Vielleicht sollte ich heute das Skript fertig schreiben, das Abspeichern zu bestimmten, zufaellig gewaehlten Zeiten unmoeglich macht.) Das Telephon laeutet wieder.


    "Hallo?"


    "Hallo, ebenfalls", sage ich.


    "Ist das der Kontrollraum?"


    "Aber klar doch", sage ich, zuckersuess.


    "Koennten Sie mir bitte meine Ausdrucke herausbringen? Ich brauche sie dringend, und der Ausdruck muesste schon seit fuenf Minuten zu Ende sein."


    "Ihr Username?" frage ich. Er gibt ihn mir, und ich notiere ihn fuer spaeter.


    "Kein Problem. Moment.", sage ich und gehe 'rueber zu den Druckern.


    Ein RIESEN Haufen von Ausdrucken liegt auf dem Boden. Und, tatsaechlich, sein Dokument liegt ganz oben auf. Ich breite es ueber dem Haufen aus und spruehe grosszuegig unser Spezialfleckenwasser in die Gegend. Dann fahre ich den schweren Bandwagen ein paar Mal darueber und klemme es zum kroenenden Abschluss vier, fuenf Mal in die schwere Safetuere ein, wo wir die Backup-Baender aufbewahren sollten. Huebsch.


    "Hier sind Ihre Ausdrucke", sage ich, "Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Wir haben ein paar kleinere Probleme mit dem Drucker."


    Ein Blick und er macht sich fast in die Hose. "Oh, Gott! Kann ich es nochmal drucken?" fragt er besorgt.


    "Aber klar doch", sage ich. "Aber, wie gesagt, unser Printer ist nicht besonders gut drauf heute."


    "Aeh, kann ich es auf dem Laser drucken - funktioniert der?"


    "Natuerlich, aber das kostet eine Kleinigkeit", sage ich, Mitgefuehl verstroemend.


    "Egal, was es kostet! Das ist hyper-dringend!"


    Ich schleiche zurueck in den Druckerraum und suche die Toner-Kassette, die wir fuer spezielle Faelle aufbewaren - die mit den dicken schwarzen Streifen in der Mitte und den blassen Raendern. Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, bis sie so gut funktionierte. Der Ausdruck kommt raus und ich bringe ihn sofort nach vorne. Bloss nichts verpassen.


    "W-w-w-was ist denn jetzt passiert", winselt mich der Geck an. Gut, dass ich den Usernamen notiert habe - Geistige Folter ist vielleicht doch etwas, wofuer ich mich laengerfristig begeistern koennte.


    "Aeh, nichts. Ich meine, klar: es ist nicht perfekt. Aber der Toner hat auch schon 47 Tausend Seiten drauf und wurde 17mal nach gefuellt. Ich finde, es ist noch gut gegen das, was wir sonst so bekommen."


    Der Geck zahlt und beginnt zu wimmern.


    "Na, kommen Sie. Kein Grund zum Heulen. Haben Sie die Arbeit auf Disketten?"


    Er gibt mir eine kleine Plastikbox mit Disketten. Ich huepfe schnell rein und lege sie kurz auf den Loesch-Magneten. Ich gehe wieder hinaus.


    "Tut mir so leid, aber mir faellt gerade ein, dass unser Lesegeraet hinueber ist. Sie muessen damit zu dem Druckerraum U am anderen Ende des Campus - kennen Sie den? - und es dort ausdrucken. Dort sollte es klappen. Die haben gestern einen neuen Toner bekommen."


    "SUPER!"


    "Gern geschehen. Und denken Sie daran: immer die Disketten hoch ueber den Kopf halten. Das Erdmagnetfeld ist heute wieder extrem stark."


    "Haeh???"


    "Keinen langen Reden. Machen Sie's."


    Er marschiert los, die Disketten hoch ueber dem Kopf. Manchmal hasse ich mich selbst.