[Allgemein] KDE: Gemeinschaft diskutiert Verzicht auf Menüleisten

  • Der KDE-Entwickler Martin Gräßlin hat in seinem Blog vorgeschlagen, künftig auf Menüs in KDE-Applikationen komplett zu verzichten. Statt dessen regt er an, ähnlich wie die aktuellen Browserversionen, ein in der Titelleiste eingebundenes Menü zu nutzen.


    Es gibt nur wenige Paradigmen, die sich so lange in der Computerszene bewährt haben, wie die Menü-Leiste. Die ursprünglich von Apple für Apple Lisa vorgestellte technologische Neuerung stellt auch fast 30 Jahre nach ihrer Einführung einen Standard dar, der nur selten von Programmierern ignoriert wird. Vor allem unter Linux ist kaum eine Applikation vorstellbar, die nicht auf eine Menüleiste setzt. Mit zunehmender Funktionalität einer Anwendung bietet sie doch einen einfachen und schnellen Zugriff auf die Funktionen der Applikation, ohne dass der Anwender kryptische Kommandos eingeben muss.


    Zunehmend gerät aber auch die Menüleiste in die Schusslinie der Compuer-Design-Ergonomie. So setzten mittlerweile fast alle Browser-Hersteller in ihren neuesten Versionen unter Windows nicht mehr auf eine Menüleiste, sondern nur noch auf einen Menü-Button. Unter Linux sind es vor allem Opera, Chrome und zuletzt auch Firefox, die auf ein Standard-Menü komplett verzichten und dem Nutzer so mehr Fläche für den eigentlichen Inhalt des Fensters bieten.


    Sollte es nun nach dem Willen des KDE-Entwicklers Martin Gräßlin gehen, so könnte auch KDE künftig ohne Standardmenüs auskommen. Wie der Entwickler in seinem Blog vorschlägt, könnten die Anwendungen in KDE künftig die obere Leiste komplett ausblenden und sie statt dessen in einen Button auf der Titelleiste verlagern. Erst ein Klick auf den Button würde die weiteren Optionen der Applikation zum Vorschein bringen. Laut Gräßlin wäre der Vorschlag mit relativ wenig Aufwand dank der bereits existierenden Architektur realisierbar.


    Einen ähnlichen Vorschlag hatte einen Tag zuvor auch der Dolphin-Erfinder und KDE-Entwickler Peter Penz vorgetragen. Auch er sieht die Menüleiste als eine Art »heiligen Gral« an. Laut Penz wird die Leiste allerdings weniger zum Navigieren benutzt, sondern eher, um Tastenkombinationen zu erlernen oder Funktionen der Anwendung zu überblicken. Bei der täglichen Arbeit findet nur selten ein wirklicher Einsatz der Leiste statt. Was läge also näher, als die Leiste komplett auszublenden und sie in ein eigenes Menü zu verlagern.


    Auch Penz vertritt die Meinung, dass der Aufwand der Implementierung sich in Grenzen halten würde. Die Lösung würde eine Architektur umfassen, die das Ausblenden der Leiste ermöglicht, zudem aber auch für Traditionalisten die alte Lösung anbietet.


    Die Reaktionen der Anwender fallen gemischt aus. Während sehr Viele den Schritt begrüßen und begeistert eigene Vorschläge einsenden, argumentieren andere wiederum, dass die Entfernung der Leiste in diversen Applikationen ein massives Unterfangen darstellen würde. Zudem äußert mancher Anwender Bedenken bezüglich des Aussehens. Da nicht davon auszugehen sei, dass sich alle Entwickler dem Vorschlag anschließen werden, sei ein uneinheitliches Aussehen der Anwendungen vorprogrammiert. Zudem könne man davon ausgehen, dass sich auch die Entwickler anderer Umgebungen nicht an den Vorschlag halten werden.


    Noch ist es fraglich, ob der Vorschlag eine breite Basis finden wird. Ein Großteil der Anwender in beiden Blogs zeigte allerdings durchaus Interesse an der neuen Lösung. Folglich ist davon auszugehen, dass sowohl Penz als auch Gräßlin ihre Ideen nicht kommentarlos streichen, sondern an ihnen weiter arbeiten werden und womöglich einen Bruch der herrschenden Paradigmen herbeiführen.


    Quelle: Pro-Linux

    Gruess Suse-Newbie

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