Über den Umgang mit openSUSE Repos (überarbeitet)

  • Da man hier immer und immer wieder auf Umsteiger stößt, deren Repo-Liste als Hauptgrund für ein nicht funktionierendes System ausgemacht werden kann, habe ich mich entschlossen, einen kleinen Leitfaden für den Umgang mit Repos zu schreiben. Dieser ist nicht versionsabhängig, da man alle Sonderfälle gar nicht aufführen kann.


    Teil 1: Während und kurz nach der Installation


    Wenn man opensuse installiert und während der Installation keine externen Repos einbindet (was im mehrheitlichen Falle das normale Vorgehen sein sollte) hat man nach der Installation erst einmal nur wenige Repos zur Verfügung.
    Eines davon ist das Repo das aus dem Installationsmedium stammt. Man braucht das nie wieder und kann dieses Repo also getrost löschen. Des weiteren findet man noch einige Debug- und Source-Repos vor, die der Normalo auch nicht benötigen wird. Wer diese braucht wird das wissen und sie demzufolge nicht löschen. Wer kein Systementwickler ist kann diese getrost löschen. Somit hätten wir im Prinzip erst einmal einige update- sowie oss-, non-oss Repos im System.


    Reicht das aus? In den meisten Fällen nicht.


    Teil 2: Einbinden von nötigen Repos

    Zuallererst nennen wir hier das Packman-Repo, das man einfügen sollte. Warum? Das Packman-Team stellt dem System immer die wichtigsten Treiber / Software zur Verfügung. Wobei man das auch nicht verallgemeinern kann. Eine Begründung für das Packman-Repo ist nicht ganz so einfach da das eine das andere bedingt und sich das dies und jenes wieder gegenseitig ausschließt. Über das Thema "Packman-Repo - warum und wofür ist es gut" könnte man höchstwahrscheinlich einen eigenen Beitrag schreiben. Dies ist jedoch nicht der Sinn dieser Sache und wir nehmen jetzt einfach mal als gegeben hin, dass das Packman-Repo gut für das System ist (was so auch richtig ist). Glaubt hier einfach mal den "Alten Hasen" :saint: .
    Dann priorisieren wir das Packman-Repo unbedingt von 99 auf eine niedrigere Zahl. Ich nehme immer die 20. Je niedriger die Priorisierungs-Zahl, desto vorrangiger wird das Repo vom System behandelt. Anschließend stellen wir auf das Packman-Repo um und updaten das System. Dies geschieht in der Konsole als Root (su) mit folgendem Befehl:


    Code
    zypper clean && zypper ref && zypper dup --from <packman-repo>

    zypper clean reinigt den Zwischenspeicher, zypper ref baut ihn neu und aktuell auf und die beiden && zwischen den Befehlen bewirken in der Programmierung, dass der nächste Befehl erst ausgeführt wird, wenn der erste fehlerfrei durchgelaufen ist. Das zypper dup --from führt eineDistributionsaktualisierung vom benannten Repo aus.
    Für <packman-repo> setzt man die Zahl oder den Namen des Packman-Repos ein.


    Nachtrag: Ein zypper ref ist nach einem zypper clean -a und vor einem zypper up oder zypper dup eigentlich nicht mehr nötig, da bei einem zypper up / dup der Zwischenspeicher ohnehin neu aufgebaut wird.


    Es sollte nun eine größere Zahl von Updates anlaufen. Sollte es zu Problemen kommen und eine Fehlermeldung aufpoppen sollte man unbedingt die Probleme auflösen und nichts ignorieren!
    Wer jedoch ein neues System aufsetzt und keine Repos während der Installation extern eingebunden hat dürfte diesem Problem nicht begegnen.
    Nach der Update-Orgie sollten wir (im Idealfall) ein funktionierendes und recht aktuelles System unser eigen nennen.


    Anmerkung: In der Regel wird das System nach der Installation schon Updates vorschlagen. Man kann diese erst einmal durchlaufen lassen und dann auf Packman umstellen.


    Edit: Inzwischen (Stand:2022) dient das Packman-Repo fast nur noch dazu, Multimedia-Codecs bereit zu stellen, die wegen der Politik von openSUSE nicht in den Normalrepos angeboten werden.



    Teil 3: Sonderfälle

    Es wird nicht immer der Fall sein das der geneigte Anwender jetzt vor einem funktionierenden System sitzt und sich freut. Sollte das der Fall sein, herzlichen Glückwunsch. Aber dann gäbe es dieses Forum nicht!


    Es kommt in der Praxis öfters vor, das dies oder das nicht tut wie es soll. Von daher einmal einige Tipps, was man machen kann und was man unbedingt vermeiden sollte.

    Bei Problemen mit der Grafikkarte sollte man erst einmal herausfinden welche Grafikkarte man sein eigen nennt und nicht alle Repos einbinden, die irgend etwas mit Grafik zu tun haben. So kann ich bei Einbindung des Amd-Fglrx-Repos nicht auch noch das Nvidia-Repo einbinden.


    Anmerkung: Ein AMD-Fglrx-Repo gibt es nicht mehr. Auch keinen fglrx-Treiber. Dieser AMD-Radeon-Treiber ist jetzt im Kernel enthalten und wird ständig verbessert.


    Es gibt da auch noch spezielle Sonderfälle (Bumblebee) mit zwei Grafikkarten in einem Rechner, auf die ich hier nicht weiter eingehen will.
    Im Linux sind alle Repos mehr oder weniger voneinander abhängig und bei einem Update wird zumeist aus allen Repos geupdatet. Dies kann zu großen Problemen führen da in den verschiedenen Repos identische Treiber vorhanden sein können, die überdies noch verschiedene Versionsnummern beinhalten können. Dies führt unter Umständen dazu, dass das falsche Paket im System installiert wird und man im schlechtesten Falle vor einem schwarzen Monitor sitzt.


    Des weiteren sollte man auf keinen Fall das videolan - Repo zusammen mit dem packman - Repo einbinden. Dies führt in den allermeisten Fällen zu Problemen.


    Anmerkung: Aus dem packman - Repo beziehen wir heutzutage zumeist nur noch die Multimedia - Treiber, was das Einbinden von Multimedia - Repos kontraproduktiv machen kann, sprich, es könnte zu Problemen mit dem packman - Repo kommen.


    Probleme mit dem Netzwerk rühren zumeist immer daher, das während der Installation versucht wurde, das Netzwerk einzurichten. Als gängige Praxis und gute Vorgehensweise hat sich heraus kristallisiert, das man die Installation erst einmal komplett durchlaufen lässt und zum Abschluss der Installation den Rechner neu bootet, ehe man beginnt, darin herum zu konfigurieren. Auch das Netzwerk hat sich in vielen Fällen nach einem Booten zum Abschluss der Installation schon selbst aktiviert. Nur beim WLan muss noch der Netzwerkschlüssel eingefügt werden.


    Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf eine fiese Falle nach der Erst-Installation hinweisen.


    Dies betrifft zumeist Laptops und die WLan Konfiguration. Bei Laptops sollte man das System in den Netzwerkeinstellungen auf Networkmanager umstellen, sofern der Network-Manager nicht schon eingestellt ist. Zumeist ist er das jedoch, wenn ich nicht vorher darin herum konfiguriert habe. Somit kann man über das Netzwerk-Applet sehr schnell seinen gewünschten Zugangspunkt auswählen. Dummerweise wird das Netzwerk-Applet in der Kontroll-Leiste zwar gestartet, ist jedoch so gut wie unsichtbar. Das liegt an der unglücklichen Farb-Vorauswahl. Das Applet ist definitiv vorhanden und auch aktiv und man kann sein gewünschtes Netzwerk damit auswählen. Es befindet sich immer im rechten Abschnitt der Kontroll-Leiste als äußerst linkes Icon. Einfach die Maus links neben das letzte sichtbare Icon schieben und dort einen Moment ruhen lassen.


    Nun gibt es noch das weite Feld der sogenannten "Ein-Klicker". Das sind meist Treiber aus externen home-Repos. Sehr bequem zu installieren, da man dies mit nur einem einzigen Klick bewerkstelligen kann. Diese Vorgehensweise birgt jedoch eine ganze Reihe von mitunter nicht unerheblichen Gefahren.
    Zum einen kann (und in den meisten Fällen wird) es vorkommen, das man sich ein Repo, das man früher schon hinzugefügt hatte, durch den Ein-Klicker noch einmal nachzieht und man dann ein und das selbe Repo zweimal im System hat, was zu Problemen führen kann. Man weiß auch nie, wenn man den Ersteller nicht kennt und ihm vertraut, wer dieses Repo gebaut hat, ob es vertrauenswürdig ist und ob der Ersteller sein Repo auch pflegt und aktuell hält.
    Tut er das nicht kann das zu Abhängigkeitsfehlern führen und diese wiederum zu einem schlechten Verhalten des Systems bis hin zur Unbenutzbarkeit.


    Wer unbedingt Ein-Klicker benutzen will sollte genau lesen, was geschrieben wird. Es wird nämlich die Option "Repo nicht behalten" angeboten. Neuerdings erscheint in den Menüs ein Punkt "Anpassen", unter dem sich selbiges verbirgt.


    Wer darauf nicht verzichten will, Einklicker zu benutzen ...unter Leap 15.3 wird bei den Einklickern noch eine ganze Reihe von SLE Repos nachgezogen. Dies sollte man auch beachten und überprüfen, ob die von den Einklickern erstellten Links auch gültig. Der bessere Teil wäre der Experten - Download und das befolgen der dort angegebenen Hinweise.


    Teil 4: Die Priorisierung


    Bei der Priorisierung der Repos kann man eigentlich keine allgemeingültigen Ratschläge geben, dass das Repo so oder das Repo so priorisiert werden muß.
    Als allgemeingängige Praxis hat sich heraus kristallisiert, dass das Packman-Repo immer am höchsten Priorisiert werden sollte.
    Zur Verständigung:


    Eine höhere Systempriorität erreicht man mit einer kleineren Priorisierungszahl. Also bedeutet 20, dass das System das 20er Repo bevorzugt behandelt wenn es keine kleinere Zahl gibt.
    Standard bei der Installation ist immer die 99. Schon eine 98 wird dazu führen, dass das System das Repo mit der 98 bevorzugt.

    Faustregel: Je kleiner die Priorisierungszahl desto mehr wird das Repo bevorzugt. Höhere Priorisierung bedeutet kleinere Zahl. Klingt komisch, ist aber so.


    Alle anderen Repos sollte man entsprechend ihrer Wichtigkeit für jeden selber priorisieren.


    In der Regel priorisiert man normale System - Repos mit 99, packman mit 20 und home - Repos aus Einklickern mit 100.

    Das kann aber jeder handhaben, wie er will, man sollte nur beachten, das man home - Repos am niedrigsten (also mit der höchsten Zahl) priorisiert, damit von dort auch wirklich nur das installiert wird, was man sich wünscht.


    Noch ein Hinweis von "Sauerland" betreffs der Priorisierung vom Leap 15.3:

    Zitat

    Das OSS, Non-OSS, Update-OSS, Update-Non-OSS, Update-Backports sowie das Update-SLE Repo müssen dieselben Prioritäten haben, um zu funktionieren.



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    Ein guter Rat noch zum Schluß:


    Bei Repos sollte man die Regel beachten: Weniger ist mehr!


    Wer jetzt meint, das ein Einbinden aller Repos derer man habhaft werden kann, in der Repo-Liste von Vorteil ist, so unterliegt derjenige einem tödlichen Irrtum. Wer sich nicht genau mit den Abhängigkeiten und der Priorisierung der Repos auskennt wird über kurz oder lang mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein System zerlegen. Meist sind das dann immer gerade die User, die gerade einmal mit Linux angefangen haben, die gaaaaanz wichtige Daten retten müssen und die glauben, schon alles von Linux zu wissen.


    Das ist kein Vorwurf sondern ein Erfahrungswert!


    Was noch anzuraten wäre: Bevor ihr irgendwelche Experimente anstellt und Sachen tut, die ihr hinterher bereut .... fragt hier im Forum nach!
    In der Regel ist eine Antwort binnen weniger Stunden verfügbar. Besser paar Stunden warten als wild drauflos zu experimentieren und dann neu zu installieren oder hochgeheime und hochwichtige Daten zu verlieren.


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    Epilog:


    Dieser Leitfaden ist lediglich verallgemeinert zu betrachten und erhebt keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit.


    Übrigens


    Eine Funktion für User, die es genau wissen wollen.


    Der Befehl

    Code
     zypper -vv up

    oder

    Code
    zypper -vv dup

    zeigt euch ganz genau die Änderungen und aus welchem Repo es kommt. Eine Funktion für User, die es genau wissen wollen.

  • Alero

    Hat den Titel des Themas von „Über den Umgang mit openSUSE Repos“ zu „Über den Umgang mit openSUSE Repos (überarbeitet)“ geändert.