"Digital Parenting" - Folgen und Entwicklungen

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  • Hanau verbietet Ortung von Kindern in Kitas

    Manche Eltern kontrollieren ihre Kinder per Smartwatch oder Handy. In den Kitas in Hanau wird das bald verboten - die Stadt nennt die Überwachung "überflüssig und kontraproduktiv".

    Weil Eltern Kinder überwachen: Hanau verbietet GPS-Tracker und Smartwatches in Kitas
    Manche Eltern kontrollieren ihre Kinder per Smartwatch oder Handy. In den Kitas in Hanau wird das bald verboten - die Stadt nennt die Überwachung "überflüssig…
    www.hessenschau.de


    Ein Bericht aus der Hessenschau. Ich finde es einfach krass, Kindern quasi eine Art elektronische Fußfessel anzulegen um sie buchstäblich auf Schritt und Tritt überwachen zu können. Insbesondere sind Kindergartenkinder ja unter permanenter Aufsicht. D.h. der Tracker zeigt auf 15m genau in der Regel einfach das Kindergartengrundstück als Standort an...


    Es gibt auch ein Interview auf Netzpolitik.org dazu:

    GPS-Tracker für Kinder: „Kinder haben auch ein Recht auf Privatsphäre“
    Die Hälfte aller Eltern von Kindern im Alter zwischen drei und 14 Jahren kann sich vorstellen, diese permanent zu orten. Hier erzählt die Medienpädagogin…
    netzpolitik.org


    Abgesehen von den Argumenten wie Privatsphäre und vertrauensbasierte Erziehung finde ich die zwei weiteren dort genannten Aspekte wichtig:


    1) Hersteller und Softwarearchitektur hinter solchen Lösungen sind nicht immer klar. In welcher Cloud in welchem Land landen die Daten, d.h. mehr oder weniger personalisierte Standortdaten und Bewegungsprofile am Ende? Wird die Software gepflegt oder klaffen dort evtl. große Sicherheitslücken? Wird sichergestellt, dass die (Standort-/Bewegungs-)Daten nicht in falsche Hände gelangen und am Ende in irgendeiner Form sogar GEGEN das Kind eingesetzt werden?


    2) Das zweite Argument von Netzpolitik.org: Viele Kinder, die die Funktion der Überwachungslösung ab einem gewissen Alter verstehen, mögen die permanente Überwachung tatsächlich und ehrlicherweise auch nicht, fühlen sich aber gegenüber den Eltern verpflichtet. Allerdings wollen auch heutige Kinder ab und zu Geheimnisse vor ihren Eltern haben... Wenn sie etwas aushecken, um ihre Grenzen zu testen, wird dann die Uhr/das Handy/der Tracker abgenommen und an den nächsten Baum oder Zaun gehängt. --> Und hier ist eben die große Befürchtung, dass ab diesem Zeitpunkt die Kinder ALLES, was sie dann erleben oder über alles was ihnen zustößt, möglichst lange gegenüber den Eltern verheimlichen werden. Wenn sie also "versprochen" haben, den Tracker zu tragen, ihn aber abgenommen und an einen Zaun gehängt haben -- und sie kurz danach drei Straßenecken weiter sexuell belästigt werden, könnten sie das verschweigen. Aus Angst und Scham, da sie dann den Regelverstoß zugeben müssten, die Uhr abgenommen zu haben.


    Nicht nur aus diesem Grund stören Überwachungslösungen das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern.


    Eine Steigerung zu Trackern und GPS-Uhren ist die IP-Kamera im Kinderzimmer. Aus dem weiteren Bekanntenkreis wurde mir sogar schon von jemandem berichtet, der ein IP-Kamera-System aus mehreren Kameras in seiner Wohnung installiert hat. D.h. er hat sie zu einer Art Big-Brother-Container gemacht. Begründung ist seine Verantwortung als Vater, und weil er seinen Kindern während der Arbeit so gern bei spielen zuschaut...


    Sobald das Kind alleine durchschläft und sich halbwegs artikulieren kann, also dem Babyphone-Alter entwachsen ist, ist die Überwachungskamera im Kinderzimmer ein brutaler Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Insbesondere gilt natürlich der obige Punkt 1 bzgl. der Sicherheit der Kameras auch hier. Das Kind hat hier seinen Rückzugsraum und ab einem gewissen Alter auch mal das Recht auf einige ungestörte Momente. Zudem werden von der Überwachung auch Spielkameraden erfasst usw.


    Auf gutefrage.de gibt es inzwischen einige bedenkliche Beiträge:


    IP-Kamera mit Nachtsichtfunktion(!) im Zimmer einer 10-jährigen(!):

    Kamera Kinderzimmer?
    Ob übertrieben oder nicht hängt vom Einzelfall ab und kann aus der Ferne nicht beurteilt werden. Die rechtliche Seite jedoch ist klar geregelt: in…
    www.gutefrage.net


    Ein Nachhilfelehrer, der sich über die Kamera im Zimmer einer 11-jährigen wundert:

    Kamera im Kinderzimmer?
    Klingt ziemlich krank und bei einem pubertierenden Mädchen sind da schon voyeuristische Ansätze elterlicherseits zu erahnen. Du selber kannst da…
    www.gutefrage.net


    Die Eltern-IP-Kamera im Zimmer des 13-jährigen Kumpels...

    Ist es legal, eine Kamera im Zimmer des Kindes aufzustellen?
    Nein das ist nicht erlaubt, eine Ausnahme wäre bei entsprechender Beeinträchtigung des Kindes die Gesundheit/ Sicherheit gefährden würden.
    www.gutefrage.net


    Ein Kind, dass sich darüber gruselt, dass die neue Kamera in seinem Zimmer, im Gegensatz zur alten, nicht mehr anzeigt wenn sie aktiv ist:

    Kameras im Kinderzimmer?
    Mir drängt sich der Verdacht auf, Du solltest mit Deinen Eltern mal darüber sprechen wie viel Privatsphäre in Deinem Alter angemessen ist. Ich…
    www.gutefrage.net



    Dürfen meine Eltern eine Kamera in meinem Zimmer anbringen?
    Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre. Ansonsten einfach Kamera jedes mal abdecken. Zukleistern etc.... Und auf die Hackinggefahren hinweisen die…
    www.gutefrage.net


    Ich frage mich echt, was das soll - 13-jährige in ihrem Jugendzimmer zu überwachen.

    Und bei dem Fall mit der Nachtsichtfunktion könnte ... ist es IMHO nicht mehr komplett abwegig, evtl. auch noch ganz andere Motive der Eltern in Erwägung zu ziehen... :wacko:


    Ich frage mich, wie sich das alles insgesamt weiter entwickeln wird. Wie werden sich permanent von ihren Eltern getrackte und gefilmte Kinder als Erwachsene entwickeln?


    A) Werden sie permanente Überwachung gewohnt sein und als natürlich empfinden? Oder sogar große Unsicherheit empfinden, wenn mal kein Big Brother in der Nähe ist? Wird das ein Geschäftsmodell in 50 Jahren, dass sie sich jemand buchen können, der sie anstelle der Eltern überwacht, damit sie sich sicher fühlen? Und ihre Wohnung freiwillig verwanzen?


    B) Es kommt das große Erwachen, sie erkennen die Übergriffigkeit ihrer Eltern und halten es ihnen vor. Sie werden besonders sensibel hinsichtlich des Schutzes ihrer Grund- und Persönlichkeitsrechte und installieren Standardmäßig Tails OS und gehen mit Tor ins Internet...

    2 Mal editiert, zuletzt von Spaceloop ()

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  • Das ist ja alles gut und schön, aber was hat das in einem openSUSE Hilfeforum zu suchen? Auch wenn das ein Offenes Thema ist, sollten wir doch im weitesten Sinne bei Linux bleiben. Der nächste fängt dann an, Kochrezepte einzustellen?

  • Der nächste fängt dann an, Kochrezepte einzustellen?

    A propos, kennt jemand ein Rezept für einen schwäbischen Kartoffelsalat? ;)

    Gruß Jürgen

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